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Nordlichter zu beobachten haben viele auf ihrer Bucket List. In Island gibt es mehrere Monate im Jahr die Chance, Nordlichter zu sehen. Dafür werden organisierte Touren angeboten. Wer aber lieber auf eigene Faust unterwegs ist, für den habe ich hier einige Tipps.
Was ist der Unterschied zwischen Polarlichter, Nordlichter und Aurora Borealis?
Es gibt keinen Unterschied. Polarlichter ist der allgemeine Begriff für die grün schimmernden Teilchen am Himmel, egal ob es die Lichter in der Nord- oder der Südhalbkugel betrifft. Im Norden werden sie dann Nordlichter bzw. Aurora Borealis genannt, im Süden Südlichter.
Wann ist die beste Zeit für Nordlichter in Island?
Die Nordlichter sieht man nicht in den Sommermonaten, üblicherweise startet die Nordlichtersaison im September (manchmal sind auch Ende August schon Sichtungen möglich) und endet mit Ende April.
Wie kann man am besten Nordlichter in Island sehen?
Um Nordlichter sehen zu können, müssen einige Punkte zusammenpassen. Man benötigt einen klaren, dunklen Himmel, die Nordlichter müssen generell auftreten und man muss zur richtigen Zeit unterwegs sein (meist zwischen 22.00 und 00.00).
Geringe Bewölkung
Um Nordlichter sehen zu können, benötigt man in Richtung Norden einen klaren Himmel. Man kann auch bei Bewölkung Nordlichter sehen wenn sie sehr stark sind oder die Bewölkung nicht zu dicht, aber je klarer der Himmel, desto besser. Wenn du sehen willst, wie die Bewölkung sein wird, kannst du dich auf diesen Wetterbericht von vedur verlassen.
Die Nordlicht Skala
Außerdem gibt es noch eine Skala, die anzeigt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Nordlichter in der Nacht sein wird. Die Nordlicht Skala geht von 0-9 und kann auch bei vedur eingesehen werden. Je mehr vorhergesagt wird, desto intensiver werden die Nordlichter sein. Bei Stufe 1 kann man die Nordlichter nur als grauen Schimmer erkennen bzw. mit Langzeitbelichtung fotografieren. Ab Stufe 3 erkennt man die für Nordlichter typischen grünen Lichter, bei Stufe 5 wird das dann schon richtig intensiv. Mehr als Stufe 4-5 haben wir nicht erlebt, aber das war schon richtig extrem, man konnte die Aurora tanzen sehen. Damit meint man, dass man sieht, wie sich die Lichter bewegen. Man sollte sich aber nicht immer auf die Skala verlassen und in einer wolkenfreien Nacht lieber mal vorsichtshalber irgendwo sein.
Wann treten Nordlichter auf?
Die Nordlichter sind meist zwischen 22.00 und 00.00 am stärksten ausgeprägt. Wir haben uns immer spätestens um 22.00 auf den Weg gemacht, um sie auf keinen Fall zu verpassen. Allerdings würde ich eher empfehlen, eine App herunterzuladen, die die stündliche Vorhersage für die Wahrscheinlichkeit von Nordlichtern angibt. Auf diese Apps kann man sich nicht 100% verlassen, aber sie sind ein guter Anhaltspunkt.
Wie beobachte ich Nordlichter?
Damit man die Nordlichter richtig gut erkennen kann, ist es am besten, wenn es richtig dunkel rundum ist und man eine klare Sicht in den Norden hat. In Stadtnähe beispielsweise ist es rundum viel zu hell, damit leuchten die Nordlichter weniger intensiv. Daher sollte man sich von Lichtern entfernen. Wenn man in Richtung Norden direkt vor einem Berg steht ist das außerdem nicht sinnvoll, da schwächere Nordlichter meist eher im Norden auftreten, stärkere wandern dann herum. Wer sich auf eigene Faust dazu auf macht, Nordlichter zu sehen, der wird bald erkennen, dass es in der Nacht in Island richtig kalt ist und es wenig Spaß macht, stundenlang in der Gegend im Dunklen herumzustehen. Daher empfehle ich, dass man auf die stündliche Vorhersage achtet (siehe Tipp oben) und man sich nur auf die Faust macht, wenn die App gut meldet, bzw. ab 22.00, weil hier die Chance, auch bei weniger hoher Vorhersage Nordlichter zu sehen, am höchsten ist. Wir haben uns dazu ins Auto gesetzt, haben unsere Schlafsäcke mitgenommen und einen kleinen Snack und einen Tee und fuhren irgendwo aufs Land, um dort dann zu warten. Damit kann man ganz kuschelig und gemütlich die Chance auf Nordlichter nutzen.
Nordlichter bei einer organisierten Tour beobachten
In Island gibt es auch die Möglichkeit, Nordlichter mit einer organisierten Tour zu beobachten. Wie ich dir gezeigt habe, ist dies zwar nicht wirklich notwendig, allerdings kennen natürlich die Einheimischen und die Tourenveranstalter viele tolle Tipps und tolle Orte, an denen man die Nordlichter auch toll fotografieren kann. Zudem können sie euch helfen, die Kameraeinstellungen zu verstehen, damit ihr auch tolle Fotos mit nach Hause nehmt. Die Touren organisieren meist auch heiße Getränke, damit ihr nicht komplett auskühlt.
Nordlichter fotografieren
Und jetzt kommen wir schon zur Königsdisziplin der Nordlichter, nämlich das fotografieren von diesen. Hier muss ich gleich mal vorweg sagen, dass man sich, um gute Fotos zu machen, auf jeden Fall vom Automatikmodus der Kamera verabschieden muss UND man ein Stativ mit haben muss. Es ist nämlich in der Nacht zu dunkel, um mit dem Automatikmodus Fotos zu machen. Warum, das erkläre ich euch jetzt.
Ein tolles Stativ ist das Rollei Compact Traveler, das bei allen meinen Reisen dabei ist.
Eine Kamera kann über 3 verschiedene Einstellungen regeln, wie hell ein Bild wird. Das ist einerseits die ISO, dann die Blende und die Länge der Belichtungszeit. Um gute Fotos von Nordlichtern zu machen, muss man hier alle 3 Einstellungen individuell anpassen. Für alle, die jetzt hiervon nichts verstehen habe ich unten im Artikel die Einstellungen einmal zusammengefasst.
Die meisten Nordlichtfotos die ich gemacht habe, habe ich mit ca. ISO 640- 1000 (um das Rauschverhalten möglichst gering zu halten), Blende so gering wie möglich (bei mir 2.8) und Belichtungszeit 10-15 Sekunden gemacht. Damit bekommt man auch die wellenförmigen Bewegungen der Nordlichter relativ gut hin.
Stative und Foto Ausrüstung
Die besten Fotospots für Nordlichter in Island
Wer Nordlichter wirklich spektakulär festhalten will, der kann sich auf die Suche nach geeigneten Motiven machen. Beachtet dabei aber, wenn ihr an einem Ort warten müsst, dass es schon sehr kalt werden kann. Ich empfehle daher für Hobbyfotografen eher einen Ort, den man in wenigen Minuten Gehzeit erreichen kann und wo man im Auto darauf warten kann, ob sich überhaupt Nordlichter zeigen. Üblicherweise dauert das Spektakel auch relativ lang, flacht manchmal wieder ab, aber nimmt meist dann wieder an Fahrt auf. Man hat also beim Fotografieren etwas mehr Zeit, als beim Sonnenuntergang.
Spannend sind Nordlichter bei einem See, wo sich eine Spiegelung der Lichter ergibt. Dabei kann man zum Beispiel zum Myvatn See oder bei der Halbinsel Dyrholaey bei Vik.
Gut am Bild machen sich auch spektakuläre Häuser, wie zum Beispiel Kirchen wie die Budakirkja oder die Strandarkirkja.
Auch Wasserfälle lohnen sich als Motiv, wie zum Beispiel der Kirkjufellsfoss oder auch der Seljalandsfoss vom Parkplatz aus mit der Brücke davor. Diese beiden sind leicht erreichbar und beide so ausgerichtet, dass man die Nordlichter im Hintergrund gut erwischen sollte. Zudem wird der Seljalandsfoss beleuchtet, was im Vordergrund gut ist.
In Reykjavik kann man Nordlichter am besten beim Leuchtturm von Reykjavik fotografieren. Noch besser ist es aber, wenn man sich etwas entfernt von der Stadt, um nicht so hohe Lichtverschmutzung zu haben. Auch das Fischs Skelett Sun Voyager in Reykjavik kann als tolles Motiv gelten.
In Myvatn würde ich die heißen Quellen als Motiv wählen, oder aber auch im Süden vom See die Vulkankrater Skútustadagigar.
Als Motiv herhalten kann auch eine Person, allerdings muss man da beachten, dass man durch die Langzeitbelichtung ruhig stehen / sitzen muss. Empfehlen würde ich außerdem, die Person mit einem Licht ein bisschen auszuleuchten, oder so zu platzieren, dass wirklich die Nordlichter hinter der Person sind. Wer sich nicht persönlich hinstellen will, kann auch das Auto fotografieren, auch das kann als Motiv sehr spektakulär wirken. Auch Blumen lohnen sich als Motiv.
Fotoexkurs für Anfänger: ISO, Langzeitbelichtung und Blende
Für alle, die jetzt nur Bahnhof verstanden haben wegen der Werte, die ich angegeben habe, ein kurzer Exkurs in die Welt der Fotografie. Ich empfehle auf jeden Fall, vor der Reise in eine Nordlichtregion, zuhause einmal mit der Kamera zu spielen, um zu wissen, wie man was einstellt.
Was ist die ISO
Die ISO gibt die Lichtempfindlichkeit der Kamera an und je höher die ISO ist, desto heller wird das Bild. Aber Achtung! Je höher die ISO, desto höher wird das Rauschen im Bild. Damit wird das Bild quasi “pixelig”. Deshalb versucht man, den Wert nicht zu hoch zu stellen, das kommt aber immer ganz auf das Rauschverhalten der Kamera an. Untertags versucht man die ISO möglichst gering zu halten (bei 100-200), in der Nacht setzt man diesen Wert höher, je nachdem welche Kamera man hat. Die ISO lässt sich meist irgendwo im Menü der Kamera einstellen.
Was ist Langzeitbelichtung
Langzeitbelichtung bedeutet dass die Kamera beim fotografieren die Linse länger offen hält, damit sie mehr Licht einfängt und das Bild heller wird. Je länger man aber belichtet, desto verwackelter werden die Fotos, weshalb man hier unbedingt mit Stativ arbeiten muss, oder zumindest die Kamera auf einen ebenen Untergrund (zum Beispiel auf einen Holzstamm) stellt. Die Langzeitbelichtung kann man meist über eines der Rädchen bei einer Spiegelreflex einstellen. Bei Nordlichtfotos empfehle ich ca. 10-15 Sekunden.
Was ist die Blende
Die Blende ist wohl für den Laie das komplizierteste, was die Fotowelt zu bieten hat. Die Blende ist die Öffnung vom Objektiv und gibt an wie viel Licht auf den Sensor trifft. Je niedriger die Blende, desto mehr Licht kommt rein. Ein Objektiv hat immer eine gewisse minimale bzw. maximale Blende. Je teurer das Objektiv, desto geringer kann man die Blende setzen. Je niedriger die Blende aber, desto höher die Tiefenunschärfe. Wenn du Nordlichter in der Distanz fotografieren willst, kannst du die Blende so gering wie möglich stellen (in meinem Fall von dem Objektiv mit dem ich meistens fotografiere wäre das 2.8). Willst du aber einen Gegenstand und die Nordlichter fotografieren, wirst du hier den Effekt der Tiefenschärfe verspüren, das heißt irgendetwas wird ein bisschen unscharf, je nachdem wohin du fokussierst. Die Blende lässt sich üblicherweise über das zweite Rädchen bei der Spiegelreflexkamera einstellen.
Wenn ihr wissen wollt, welche Kameraausrüstung sich für Reisen lohnt, könnt ihr euch meinen Artikel über meine Kameraausrüstung ansehen.