Bei meiner Rundreise im Westen von Amerika vor einigen Jahren mussten wir aus Zeit- und Wettergründen etwas streichen und damals fiel der Yosemite Nationalpark zum Opfer. Deshalb stand dieser ganz weit oben auf meiner Todo-Liste während meines Praktikums in Kalifornien.
Mit 2 anderen Österreichern, die ebenfalls in Los Angeles leben, ging es jetzt letztes Wochenende in den Yosemite NP – mit im Gepäck war der Plan, auf den Half Dome zu wandern. Die Wanderung zählt zu den schwersten in Nordamerika und hat es wirklich in sich.
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Fit genug?
Nach einiger Recherche im Internet war ich ein bisschen unschlüssig, ob der hike für mich machbar ist und ob ich fit genug dafür bin. Ich hatte leider aus gesundheitlichen Gründen vor meinem Abflug nach Amerika eine 2-monatige Sportpause, die mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereitete, auch wenn ich aktuell fast jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fahre und auch ein bisschen wandern war. Zudem war dann meine WG-Kollegin genau die Woche davor krank und hat mich ein bisschen angesteckt. Da ich aber ziemlich stur bin, wollte ich es auf jeden Fall versuchen und im Falle der Fälle einfach umdrehen.
Daten und Fakten
Der Half Dome Hike wird mit knapp 23 – 28km (je nach Route) und ca. 1600hm ausgeschildert. Man muss mit einer ungefähren Wanderdauer von 10-12h rechnen und man sollte bald genug weggehen, um den steilsten Teil der Wanderung nicht im Dunklen zu gehen.
Vorbereitung – Permit
Die Wanderung bis zum Fuße des Half Domes ist ohne Permit (=Erlaubnis) begehbar, will man jedoch auf den Half Dome, muss man ein solches Permit mitbringen. Diese Permits werden durch eine Lotterie ausgelost und sind beschränkt verfügbar, ca. 300 Personen pro Tag bekommen so einen Permit, um den Half Dome zu besteigen. Die Lotterie findet im März statt, dabei werden für jeden Tag im Jahr 250 Permits ausgelost. Die restlichen 50, sowie alle, die von Gewinnern zurückgegeben wurden, werden jeweils 2 Tage im Vorhinein ausgelost. Wer einen Permit haben will, muss sich entweder im Internet oder per Telefon in die Losung eintragen lassen und dann die Daumen drücken, dass der Name ausgelost wird. Dabei zahlt man eine Fee von knapp 5 Dollar pro Gruppe pro Ziehung, die man nicht mehr zurück bekommt. Gewinnt man einen Permit, muss man pro Person noch einmal extra 8 Dollar zahlen.
Der Grund, warum es diese Lotterie und die Beschränkungen gibt, ist einfach – die Cables, für die man den Permit benötigt, sind nicht ungefährlich, und wenn da 900 Leute am Tag hinauf gehen, wie es angeblich zu Spitzenzeiten war, wird es noch gefährlicher.
Vorbereitung – Unterkunft
Der Yosemite Nationalpark ist sehr beliebt und die Unterkünfte im Valley rar, deshalb ist dort regelmäßig alles ausgebucht. An einem verlängerten Wochenende, wie zB dem Labor Day Wochenende ist es noch extremer. Deshalb kann ich empfehlen, die Unterkunft (vor allem wenn man campen will!) bald zu buchen, weil sonst kann es passieren, dass man eine Stunde Autofahrt vom Hike entfernt schlafen muss. Wenn man aber bald bei den Cables sein will, um den Menschenmassen auszuweichen, muss man um spätestens 5.30 am weggehen, deshalb ist natürlich eine kurze Anreise von Vorteil.
Bären, Mountain Lions und anderes Getier
Im Yosemite leben Bären und davon nicht wenige. Und Bären sind immer hungrig und werden von tollen Gerüchen angelockt. Wer im Yosemite Valley schläft, bekommt die Anweisung, kein Essen im Auto zu lassen, weil es schon einmal sein kann, dass der Bär ein Auto auf seiner Nahrungssuche zerstört. Wer im Zelt übernachtet, muss alles Essbare in speziellen Kisten verstauen. Wir hatten eine österreichische Bergjause mit (Landjäger und Schwarzbrot) und ich hatte gehörig Schiss, dass ein Bär diese Wurst riecht und wir dann einem Bär begegnen. Nicht ganz unbegründet, weil wir gingen 1h vor Sonnenaufgang los. Zudem hofften wir auch darauf, dass uns eine Begegnung mit einem Berglöwen erspart bleibt. Begegnet sind wir weder einem Bär, noch einem Berglöwe, passiert ist nichts und die Landjäger blieb uns.
Aufstieg
4.00 Wecker klingelt
5.30 Parkplatz gefunden und los geht’s
Vernal & Nevada Falls
Anfangs ging es eine halbe Stunde relativ gemütlich dahin, ein bisschen bergauf und bergab bis zu der letzten Wasserstation auf dem gesamten Weg. Dann begann der Anstieg zu den Vernal Falls. Eine Stufe nach der anderen bezwingt man da und macht so einige Höhenmeter gut. Man geht dabei immer neben dem Wasserfall bergauf, bis man oberhalb des Wasserfalls steht und schon eine super Aussicht hat. Dann geht es ein Stück durch den Wald bis zu den Nevada Falls, wo man wieder neben dem Wasserfall nach oben geht, in diesem Fall aber in nicht ganz so steilen Serpentinen.
Durch den Wald bis zum Sub Dome und steil bergauf zum Half Dome
Nach den steilen Aufstiegen bei den beiden Wasserfällen ging es relativ flach, aber dafür extrem lange weiter bis zum Sub Dome. Dabei gingen wir ziemlich lange erst über eine Lichtung und dann durch einen großen Wald, der schier nie enden wollte.
Beim Sub Dome ging es dann extrem steil bergauf und die Kräfte waren schon schwindend gering. Hier sollte man sich keinen Fehltritt leisten, weil der könnte böse enden.
Die Cables am Half Dome
Beim Fuße des Half Domes angekommen klappte bei mir einmal die Kinnlade herunter. Dass mich da etwas erwarten würde, darauf war ich vorbereitet, aber nicht auf das was mich erwartet hat. Der Half Dome ist (fast) komplett glatt, weshalb man nicht einfach raufwandern kann, weil man würde abrutschen. Deshalb hatten die Amerikaner die glorreiche Idee, Seile aufzuspannen und als Trittsicherheit Holzbalken anzumachen. An den Seilen kann man sich anhalten und so muss man hoch klettern. Es gibt nur einen Weg hoch und runter, weshalb man bei Gegenverkehr dann versuchen muss, aneinander vorbeizukommen.
Ohne Klettergeschirr – nie wieder!
Welche Steigung diese Seite des Half Domes hat, konnten wir nicht herausfinden, aber ich war entsetzt darüber, dass die Amerikaner die Situation so herunterspielen. Normalerweise ist jeder Blödsinn gekennzeichnet und alles wird übertrieben, aber in dem Fall war es genau umgekehrt. Im Internet stand, dass die Cables recht gut machbar sind ohne Klettergurt. Machbar sind sie, aber einmal ausrutschen oder ein falscher Tritt und man ist weg. Es geht so steil bergab und auf den 200 Metern (glaube ich) bergab gibt es nichts, was einen auffangen könnte. Ich bin schon einige Klettersteige gegangen, war schon viel wandern, aber was die dort machen ist in meinen Augen einfach nur dumm. Ich selbst habe mich extrem geärgert, dass ich den harmlosen Beschreibungen im Internet vertraut habe und keinen Klettergurt gekauft habe. Bilder können das übrigens überhaupt nicht beschreiben, wie steil es dort wirklich ist. Das Bild hier wurde ziemlich weit unten aufgenommen und dort war es extrem flach. Weiter oben nimmt man nicht mehr freiwillig die Kamera aus dem Rucksack, weil da ist man damit beschäftigt, keinen Fehler zu machen.
Angekommen auf dem Half Dome – 11:00 am
Ich war so froh, als ich auf dem Half Dome war und die Aussicht war einfach der Hammer. Dann gab es gleich unsere Bergjause mit Landjäger, Milka Schoki und Mannerwaffeln und einige Fotos bevor es wieder nach unten ging. Ich war heilfroh, als ich schließlich endlich wieder Boden unter den Füßen hatte und heil unten angekommen war.
Abstieg
Hat man den Half Dome und den Sub Dome hinter sich gelassen, ist der Abstieg ins Yosemite Valley zwar lang, aber einfach. Bei den Nevada Falls kann man abzweigen zum John Muir Trail, der zwar etwas länger ist, aber dafür erspart man sich die steilen Stufen bei den Vernal Falls. Wir haben ca. 4h für den gesamten Abstieg (inklusive Half und Sub Dome) benötigt, wir sind aber teilweise mehr oder weniger gelaufen.
Fazit
Alles in allem war der Hike sehr schön und, bis auf das lange Waldstück, auch sehr abwechslungsreich. Ich würde wieder hochgehen, davor aber wohl mit etwas mehr Training als es jetzt der Fall war, auch wenn wir eine der fittesten Gruppen waren, aber der Muskelkater im Nachhinein ist echt schlimm. Wenn ich wieder gehen würde, würde ich definitiv ein Klettergeschirr für den Half Dome mitnehmen.
Packliste
- Gute Schuhe (Wanderschuhe!)
- Viel Wasser (vor allem im Sommer – es gibt nur eine Wasserstation nach einer halben Stunde)
- Klettergurt
- Handschuhe mit Grip für die Cables (zB Radhandschuhe)
- Jause
- Zucker (Cola, Traubenzucker, Schokolade etc um den Zuckerspiegel hochzupushen falls es nötig sein sollte)
- eventuell Wanderstecken
- Kamera
- Jacke (es ist kalt in der Früh und am Half Dome – wir sind da bei über 2500hm)
- Taschenlampe
- Sonnencreme
- Sonnenbrille
- Bandage / Pflaster / Erste-Hilfe-Set
- Im Sommer Kopfbedeckung
14 Kommentare
Liebe Sabrina,
Sehr toller Bericht und wunderschöne Fotos. Der Yosemite N.P. ist einfach ein Traum!
Ich wünsch Dir noch ganz viel Spaß in Los Angeles und noch viele tolle Erlebnisse.
Freu mich schon auf viele weitere tolle Berichte und Bilder.
glg Sabiné
Danke Sabine 🙂
Ja der Yosemite ist wirklich toll! 🙂
Also das ist schon eine ordentliche Strecke, Respekt !!! Aber wenn ich die Fotos sehe, könnte ich mich vielleicht auch überwinden. Das ist wirklich mal ein tolles Abenteuer.
LG sylvia
Absolut, es ist den Aufstieg wirklich wert!! 🙂
Super Bericht ???
Danke 🙂
Ganz schön starke Wanderung, aber wunderschön ? deine Bilder bei den Cables sagen schon viel über die Schwierigkeit aus. Ist nicht ohne. Weiterhin viel Spaß und pass auf auf dich. LG
Danke und mach ich 🙂
Looks like I have underestimated this mountain – it looks tough than what I thought it would be! Cant wait to explore it soon!
Oh yes it is, can’t wait to see pictures when you’re going there 🙂
Tolle Beschreibung
War schon 2 x da, das erste mal noch vor dem permit system. Da war es extrem voll und gefährlich
Klettergeschirr wird allgemein abgeraten, da man an den Pfosten dann immer aus und wieder einklinken muss
Hi Frank,
Ja genau – aber das aus- und einklinken ist mir mein Leben aber schon wert…. Ich gehe ja auch viele Klettersteige und das was die da drüben haben ist meiner Meinung nach mit einem KLettersteig vergleichbar.
Lg
Hallo Sabrina, in welcher Unterkunft habt ihr denn geschlafen? und wo habt ihr euer Auto geparkt? wir haben Permits für Oktober ergattert 🙂 Die meisten Hotels sind nur leider schon ausgebucht….
Lg Fabienne
Hallo Fabienne,
Ich glaube es war die Yosemite Cedar Lodge in El Portal (also bisschen außerhalb des Tales), wir sind in der Früh schon so eine gute dreiviertel Stunde oder so bis zur Wanderung gefahren. Für uns war das aber die einzige Möglichkeit, weil im Park selbst auch schon alles ausgebucht war.
LG Sabrina