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Im Ausland leben, das ist von viele Reisebegeisterten ein Traum. Dafür gibt es natürlich viele Varianten. Vom Highschool Jahr über das Sabbatical, über die Auszeit für eine Weltreise, bis hin zum Dasein als Digital Nomad oder dem Leben als Aupair. Neben diesen doch sehr gängigen Möglichkeiten, etwas mehr Zeit in einem fremden Land zu verbringen, gibt es noch die Möglichkeit eines Praktikums im Auslands. Diese Variante wird verhältnismäßig weniger genutzt, obwohl es eine wunderbare Erfahrung sein kann und genau darüber möchte ich berichten und euch zeigen, wie man eine Praktikumsstelle bekommt, was man alles bedenken muss und wie es auch mit dem Visum in Amerika klappen kann.
Viele Beiträge zu Amerika findet ihr übrigens hier
Warum ich ein Praktikum im Ausland absolviert habe
Nach dem Studium war mein großer Traum, für 2-3 Jahre ins Ausland zu ziehen. Wohin stand zu dem Zeitpunkt nicht fest, ich wollte einfach nur einmal “weg” und etwas neues erkunden. Für das Leben im beschaulichen Österreich würde mir ja doch noch genug Zeit bleiben. Aus privaten Gründen wurde aber daraus nichts und so kam die nüchterne Erkenntnis, dass ich wohl diese Erfahrung nie machen würde. Während meiner ersten Fixanstellung nach dem Studium merkte ich aber sehr schnell, dass die Firma, bei der ich arbeitete, nicht wirklich meine Erwartungen erfüllte und so stand ich wieder vor der Wahl “Should I stay or should I go?”. Kurzerhand entschloss ich, meine Träume zu leben und begann mich zu informieren über Praktika im Ausland.
Warum jetzt aber ein Praktikum statt einer Weltreise? Nun ja, ich wollte aus Rücksicht auf meine damalige Beziehung nicht länger als ein paar Monate weggehen, auf eine Lücke im Lebenslauf so kurz nach dem Studium hatte ich zu der Zeit irgendwie keine Lust bzw. wird man damit gerne als “du willst ja nur nicht arbeiten” abgestempelt, worauf ich ebenso keine Lust hatte. Zudem hatte ich nicht wirklich die finanziellen Mittel für eine längere Reise ohne Einkommen. Also ging ich alle Möglichkeiten durch und was blieb war die Variante Praktikum im Ausland, auch wenn ich mit abgeschlossenem Studium eigentlich kein Praktikum mehr benötigt hätte. Ein Praktikumsjob aber ist ideal für eine kürzere Aufenthaltsdauer im Ausland, um in eine andere Kultur zu schnuppern und wo man nicht fix an einen Job gebunden ist.
Ich habe übrigens durch mein Praktikum und das damit verbundene alleine zu reisen so viel für mein Leben gelernt.
In welchem Land will ich mein Auslandspraktikum absolvieren?
Nach der Entscheidung, dass ich ins Ausland gehen will, kam die Frage: Wohin soll es gehen?
Ich hatte 2 klare Favoriten…. Englischsprachig, so weit weg wie nur möglich und absolut verliebt in eines der Länder…. Die Rede ist von Australien und Neuseeland. 2 Tage Recherche später war ich auf dem Boden der Tatsachen angekommen – in Australien und Neuseeland ist es quasi unmöglich einen ordentlichen Job als Praktikantin zu bekommen, wo man auch genug verdient, um sich das Leben vorort leisten zu können. Die meisten Praktika dort sind unbezahlt, somit unleistbar.
In Europa wollte ich nicht bleiben, Spanisch kann ich nicht (Südamerika fiel somit quasi durch), nach Asien hatte ich auch eher wenig Lust zu gehen, somit blieb mir der amerikanische Kontinent, mit dem ich ohnehin geliebäugelt hätte, wären da nicht die katastrophalen Visumsbestimmungen. Viele Stunden Recherche und ein paar graue Haare später fand ich heraus, dass es tatsächlich leichter ist, als gedacht, in Amerika ein Praktikum zu absolvieren. So kam es, dass ich mich wenige Monate später im Flieger nach Amerika befand, um dort in der Nähe von Los Angeles als Praktikantin zu arbeiten.
Organisation eines Praktikums in Amerika
Das J1 Aufenthaltsvisum – Nützliche Infos
Für Praktikanten, die innerhalb eines Jahres nach Studienende (oder während des Studiums) ein Praktikum für maximal 12 Monate in Amerika absolvieren, gibt es das sogenannte J1 Visum. Um dieses Visum zu bekommen benötigt man aber im Vorhinein bereits die Zusage einer Firma, die sich als fixe Praktikantenstelle für das Visum eintragen lässt und einen Visa-Service, dazu aber unten mehr. Das Visum ist dann auch auf die Praktikumsdauer plus 30 Tage davor und danach begrenzt. Wird das Praktikum abgebrochen (aus welchen Gründen auch immer – zB Kündigung), endet die Gültigkeit des Visums innerhalb kürzester Zeit und man muss eigentlich sofort das Land verlassen.
Viele Tipps zum Praktikumserfolg gibt übrigens das Handbuch Weltentdecker
Der Lebenslauf für deinen Erfolg
Ein ordentlicher Lebenslauf ist bei einer Bewerbung natürlich das A und O. In Amerika gibt es da so einige Eigenheiten. In Österreich war ich es gewöhnt, einen ziemlich fancy Lebenslauf mit einem spannenden Design zu haben, um aus der Menge herauszustechen, in Amerika ist dies eher weniger gewünscht. Zudem sind in den USA die Ausbildungen / vergangenen Jobs in umgekehrter Reihenfolge (aktuellste zuerst), bei uns ist es doch sehr gängig, dass man es in chronologischer Reihenfolge hat. Schulen aus den jungen Jahren (Volksschule, Grundschule) unbedingt entfernen! In Amerika ist es außerdem üblich, kein Bild am Lebenslauf anzubringen.
Finde deine Praktikumsstelle in einer Firma
Bevor ihr euch aber wirklich mit dem Visum beschäftigen könnt, benötigt ihr ohnehin erst einen Job. Auf diversen Plattformen im Internet suchte ich mir die Finger wund, um an Firmen zu gelangen, doch leider hat man als Ausländerin hier die definitiv schlechteren Karten. Es gibt aber einige Möglichkeiten, um an Praktikumsstellen zu gelangen:
Suche dir ein Unternehmen aus deinem Land, das im Ausland einen Standort hat
Die einfachste Variante, um an ein Praktikum im Ausland zu gelangen, ist, über ein internationales Unternehmen oder ein Unternehmen aus deinem Land, das im Ausland ebenso einen Standort hat. Das hat auch vielleicht den Vorteil, dass man eventuell leichter verlängern kann und, wenn es einem in diesem Unternehmen gefällt, vielleicht auch nachher für eine Fixstelle bleiben kann.
Suche eine Praktikumsstelle über deine Universität
Universitäten haben meistens gute Beziehungen zu einigen Unternehmen, weshalb es am einfachsten ist, das Praktikum während des Studiums abzuschließen. Frag dazu einfach auf deiner Universität nach.
Suche selbst auf Plattformen nach einer Praktikumsstelle
Wie oben bereits erwähnt, ist dies wohl die mühsamste Variante, um an einen Job zu gelangen. Leider sind die meisten Unternehmen nicht sehr erfreut, Ausländer bei sich arbeiten zu haben, aus dem einfachen Grund, weil sie oft selbst auch nicht genau wissen, wie das mit dem Visum abläuft und es natürlich für die Unternehmen wesentlich einfacher ist, einen Nicht-Ausländer einzustellen. Dennoch kann man auf diversen Plattformen wie craigslist, looksharp oder indeed nach einem Job suchen und initiativ bewerben.
Nutze den Service einer Vermittlungsagentur
Die einfachste Variante, aber gleichzeitig auch die teuerste, ist es, sich an eine Vermittlungsagentur zu wenden, die einem helfen, einen Job zu finden. Hier läuft es ähnlich wie bei Au-Pair Vermittlungsagenturen, dass Unternehmen im Ausland sich bewusst bei dieser Agentur registrieren und Jobs ausschreiben und wenn man sich als Bewerber bei dieser Agentur registriert, bekommt man einen Zugang zu den Jobausschreibungen. Lästig ist aber, dass man die Jobausschreibungen meist nur einsehen kann, sobald man registriert ist, und da man für diesen Service etwas zahlen muss, kann man hier leider tatsächlich das Problem haben, dass man über die Agentur keinen Job findet und damit auf Kosten sitzenbleibt.
Meine Erfahrungen mit einer Vermittlungsagentur
Ich habe so einen Vermittlungsservice genutzt und war mäßig zufrieden. Die Agentur half mir zwar, einen Job zu finden, allerdings fühlte ich mich nicht wirklich unterstützt und die Kommunikation mit den Mitarbeitern war richtig mühsam. Zudem bekam ich sehr wenig Jobausschreibungen angeboten, wobei dann von den Unternehmen, die mir angeboten wurden, tatsächlich die meisten an mir interessiert waren und ich auch einen Job fand, der mir gefallen hat.
Tipps zum Umgang mit den Job-Vermittlungsagenturen
Wie gesagt, war ich mäßig zufrieden mit der Agentur wo ich war (Intrax), aber aus Erfahrung kann ich dir ein paar Tipps mitgeben
- Suche mehrere Vermittlungsagenturen und vergleiche die Angebote und auch die Jobs, die online öffentlich angeboten werden
- Frage nach, ob in deiner Sparte aktuell überhaupt Jobs verfügbar sind, bevor du dich irgendwo einschreibst
- Bringe im Vorhinein die Kosten in Erfahrung. Die Agenturen unterscheiden sich teilweise im dreistelligen Bereich und das muss wirklich nicht sein.
- Mache ein Erstgespräch und wenn du ein schlechtes Gefühl hast, verzichte auf die Agentur.
- Frage auch nach, ob die Agentur auch ein Visumsanbieter ist, denn somit kann man beides auf einmal erledigen.
- Lass dir nichts einreden und nimm nicht den erstbesten Job. Die Mitarbeiter sind faul und wollen nur abkassieren, helfen aber nicht allzu gerne, wirklich den Traumjob zu finden. Ich musste mehrfach nachfragen und war richtig lästig, um gute Jobangebote zu bekommen.
Das Visum ausstellen lassen
Visumssponsor
Angenommen, du hast einen Job gefunden und alles geregelt. Als nächsten Schritt benötigt man das Visum. Das Visum muss von einem Visumssponsor ausgestellt werden und kann ca. 1000 Euro kosten. Verrückt eigentlich, aber leider ist es so teuer. Manchmal übernimmt aber die Firma, bei der man das Praktikum absolviert, die Kosten. Visumssponsoren findet man im Internet, ich habe mein Visum damals direkt bei der Vermittlungsagentur Intrax ausstellen lassen.
Versicherung
Neben dem Visumssponsor benötigt ihr außerdem eine Auslandskrankenversicherung die beim J1 Visum angenommen wird. Das kann also nicht einfach irgendeine X-beliebige sein, sondern muss wirklich die Anforderungen des J1 Visums erfüllen.
Besuch bei der amerikanischen Botschaft
Nachdem man vom Visumssponsor alle unterzeichneten Dokumente (zb DS2019, Internship Placement Plan) hat, kann man sich einen Termin auf der amerikanischen Botschaft ausmachen. Dort darf man sich einer kleinen Befragung unterziehen, bevor man dann seinen Reisepass abgibt, um das Visum zu erhalten.
Organisatorisches vor und nach der Abreise
Eine Unterkunft am Praktikumsort finden
Nach dem Visum steht noch eine große Challenge an: Eine Unterkunft finden. Auch hier habe ich mich auf die diversen Plattformen begeben und viele Vermieter bzw. Wohnungsgenossenschaften angeschrieben, aber leider gab es für mich absolut keinen Treffer. Von meinem damaligen Chef bekam ich dann 2 Bekannte vermittelt, die ein Zimmer untervermietet hätten, allerdings war der Preis leider viel zu hoch. Empfehlen kann ich euch in dem Fall aber das, was ich auch getan habe, nämlich auf der Plattform Couchsurfing versuchen Menschen kennenzulernen und vielleicht hat einer von denen ein Zimmer unterzuvermieten. Genau so kam ich an meine Unterkunft mit einer ganz netten Frau, mit der ich eine Menge Spaß hatte.
Social Security Card
In Amerika muss man dann noch wenige Tage nach der Ankunft die Social Security Card beantragen und ausfüllen. Das ist quasi die Sozialversicheurngsnummer und wird in Amerika aber nicht nur von den Gesundheitsstellen genutzt, sondern auch von Finanzämtern.
Bankkonto in Amerika öffnen
Um das Gehalt erhalten zu können, benötigt man (leider) ein Bankkonto in Amerika. Das kann man bei verschiedenen Banken machen, ich habe damals ein Konto bei Chase eröffnet.
Endlich geht es los: Mein Praktikum in Amerika
Dream Big…. Flüge buchen, packen und los geht’s
Job gefunden, Unterkunft gefunden, Flugtickets gekauft und endlich kann man entspannen und sich auf eine spannende Zeit freuen. Meine 4 Monate in Amerika mit anschließenden 2 Monaten Reisezeit genoss ich richtig und konnte so viel lernen und vor allem sehr viel Erfahrung sammeln, die ich nicht missen möchte und die mir auch im späteren Arbeitsumfeld sehr viel geholfen hat.
Linktipps zum Amerika Praktikum
- Bei Sonja von JointheSunnySide habe ich damals einen Gastbeitrag geschrieben.
- Empfehlen kann ich auch das Buch Handbuch Weltentdecker
- Wer wissen will, wie das Leben als Digital Nomad so aussieht, der kann einmal bei Planet Backpack vorbeischauen
- Viele Infos zum J1 Visum findet ihr ausführlich noch hier