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Deutschlands höchsten über einen der verschiedenen Wege zu Fuß zu bezwingen ist für viele Wander- und Klettersteigfreunde eine willkommene Herausforderung. 200 Jahre werden es im August 2020, dass der Berg zum ersten Mal zu Fuß von einer Gruppe junger und motivierter Männer bestiegen wurde. Damals, wie auch heute hatten Erstbesteigungen ihren eigenen Flair. Erstbesteiger waren Helden und sie selbst wollten auch welche sein. So auch bei Deutschlands höchstem.
Als nach Vermessungen feststand, dass die Zugspitze Deutschlands höchster Berg war, stieg natürlich der Wunsch der Pioniere, diesen erstzubesteigen. Die Zugspitze galt von vielen Seiten gesehen als ein schwieriges Unterfangen. Von Garmisch-Partenkirchen aus gesehen konnte nicht wirklich eine Route gefunden werden, die machbar schien. So wurde getüftelt, wie es doch möglich wäre, den Berg zu bezwingen und man kam damals eigentlich nur auf eine vernünftige Lösung: Es muss einen Weg über das Reintal geben, der von vorne nicht sichtbar ist.
Am 27.August 1820 schließlich versuchte sich die Gruppe um Josef Naus an dieser Tour und kamen am Gipfel an. Und ziemlich exakt diese Strecke bin ich im August gegangen – auf Spuren der Pioniere, der Erstbesteiger.
Pressereise Einladung
Wanderung auf die Zugspitze über die Reintalangerhütte
Ich muss sagen, der Gedanke daran, den Weg der Erstbesteiger zu sehen, erweckt schon ein bisschen Pioniergeist in mir. Schade, dass ich 199 Jahre zu spät dran war, um deutsche Geschichte zu schreiben. Nun aber zur Wanderung.
Tag 1: von Garmisch-Partenkirchen bis zur Reintalangerhütte
Gestartet wird im Ort Garmisch-Partenkirchen. Von dort aus führt uns der Weg die Bahnschienen entlang bis zur Schisprungschanze (die berühmt ist für ihre Neujahrsspringen) und von dort in die Partnachklamm. Die Partnachklamm wurde 1912 als Naturdenkmal erklärt und als touristisches Erlebnis erschlossen und ist somit nicht der originale Weg der Erstbesteiger, für uns aber die schönste Variante. Auch wenn sie noch so touristisch ist, ist die Partnachklamm wirklich gewaltig und lässt einen staunen. Nach der Klamm kommt man auf eine Forststraße, die sich über ein paar Kilometer und Höhenmeter so dahin zieht. Hier kann man gemütlich dahin gehen und nebenbei auch noch ein bisschen tratschen, was wir auch ausgelassen praktizieren. Auf der ersten Strecke legen wir damit auch einen Teil des neuen Spitzenwanderweges der Zugspitz Region zurück. Nach einer Stunde auf der Forststraße wird der Weg wieder schmäler und es geht nicht mehr so fließend konstant bergauf, sondern immer wieder auf und ab.
Unterkunftsempfehlung für Garmisch-Partenkirchen ist das Bio-Hotel „quartier“. Weiter Unterkünfte für Garmisch findet ihr übrigens hier
Vor 200 Jahren waren hier in der Gegend im Reintal bis zu den Hütten hoch Hirten und Jäger und es wird angenommen, dass sich die Erstbesteiger bei diesen über den Weg, die Gegend und die Beschaffenheit informierten. Die Bockhütte ist dabei die erste Hütte, die man als Wanderer kreuzt. Wir verzichteten wegen der inzwischen typischen sommerlichen Gewitterneigung auf eine Einkehr und setzten unseren Weg bis zur Reintalangerhütte fort. Die 700hm, die man am ersten Tag zurücklegt, fallen einem nicht wirklich auf, die Strecke zieht sich aber irgendwann, weil es knapp 14km sind, die man zurücklegt. Nach der Ankunft auf der Hütte, war ich erst einmal froh, meine Füße ein bisschen entspannen zu können. Mit 6 Stunden ist die Strecke für den ersten Tag ausgeschildert und wegen der vielen Kilometer dauert es wirklich einige Stunden, bis man die Hütte erreicht.
Die Reintalangerhütte ist eine liebevoll eingerichtete Schutzhütte direkt neben dem Fluss, Belieferung der Hütte erfolgt mit dem Hubschrauber, da die Strecke selbst für Quads unzugänglich ist. Mit den Ressourcen wird sparsam umgegangen auf der Hütte, dennoch bekommt man alles was das Herz begehrt. Die Hüttencrew zauberte uns ein leckeres Abendessen und anschließend kommt richtig gemütlicher Hüttenflair auf.
Tag 2: Von der Reintalangerhütte auf die Zugspitze
Früh am nächsten Morgen läutete der Wecker. Geschlafen hatten wir durchwegs alle recht gut, die Betten waren auch richtig gemütlich. Nach einer kurzen Stärkung beim Hüttenfrühstück bricht unsere Gruppe zum zweiten und stärksten Tag der Tour auf. Die ersten 20 Minuten ab der Hütte geht es noch gemütlich dahin und man kann sich richtig schön warm laufen, bevor die ersten Höhenmeter anstehen. Bei unserer Gruppe fällt auf, dass ab dort jeder fokussiert auf die eigenen Schritte ist und wesentlich weniger gescherzt und gesprochen wird. Schritt für Schritt, Höhenmeter für Höhenmeter steigen wir dann auf bis zur Knorrhütte auf 1400hm. Durch das moderate, gemütliche Tempo, das unser Bergführer anlegt, kommen wir innerhalb kürzester Zeit relativ entspannt und kaum aus der Puste bei der Hütte an und sind relativ überrascht, wie viele Höhenmeter wir in der kurzen Zeit hinter uns gebracht haben. Die Knorrhütte ist eine besondere Hütte. Der Hüttenwirt führt die Schutzhütte mit viel Humor, was man spätestens bei den Wanderschildern erkennt, die einem den Weg zum Bier (inklusive Zeitangaben) zeigen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es schließlich weiter über Stock und Stein, quer durch eine Schafherde. Die Schafe sind neugierig und knabbern uns an – das entstandene Salz durch den Schweiß finden sie nämlich ganz toll. Während unsere Gruppe schon weitergeht, haben wir noch unserem Spaß mit Jörg und Hans (So habe ich jetzt kurzerhand unsere beiden Schaffreunde benannt), bevor wir auch zu der Gruppe aufschließen. Ab hier ist die Strecke landschaftlich sehr interessant, alpines Gelände, dennoch leicht zu gehen und mit moderater, konstanter Steigung.
Bald kommt dann schon der Zugspitzgipfel in Sicht. Wer keine Kraft mehr hat, kann von der Bahnstation ab hier mit der Gondel an den Gipfel fahren. Wir wollen den Gipfel aber mit eigener (Wo)Men-Power schaffen und so nehmen wir die letzten 400 Höhenmeter in Angriff. Die haben es dann auch so richtig in sich. Der Weg ist steil, schlecht ausgetreten, rutschig, weil man in einer Art Geröll / Sandpiste nach oben geht. 2 Schritte vor, einer zurück, so lautet die Devise. Weiter geht es dann teils etwas seilversichert (hier sollte man trittsicher sein) bis an einen kleinen Grat, wo man ein altes Hotel der Österreicher sehen kann und wo uns andere Wanderer begegnen, die über einen der vielen anderen Wege auf die Zugspitze unterwegs sind. Nach einigen weiteren steilen Höhenmetern kommen wir dann endlich am Gipfel an.
Geschafft – Am Gipfel der Zugspitze
Das Gipfelfeeling auf der Zugspitze war mir dann aber doch eher suspekt. Hier kommen alle Seilbahnen zusammen und dementsprechend ist hier Trubel angesagt. Nach 2 Tagen entfernt von jeglicher Zivilisation erschreckt der Lärm, die vielen Leute und das „Jahrmarktfeeling“ doch ordentlich. Zum Gipfelkreuz darf man sich dann in einer Schlange einreihen, denn alle Wanderer von den verschiedenen Routen auf die Zugspitze kommen hier zusammen und neben den Wanderern wollen auch noch viele Touristen ihr „Gipfelselfie“ abholen. Der Trubel und das Chaos beim Kreuz war mir dann zu viel, ein bisschen Geduld und ein paar Minuten später stand ich aber komplett alleine oben beim Kreuz auf Deutschlands höchstem Punkt.
Der Abstieg von der Zugspitze
Die Erstbesteiger hatten es nicht so leicht wie wir, denn nach einer kurzen Rast am Gipfel ging es für uns mit der Bahn innerhalb von wenigen Minuten wieder nach unten. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, um ins Tal zu gelangen – wir wählten die neue Gondelbahn die uns zum Eibsee führte. Oben stehend kam etwas Panik auf bei mir, da die Gondel ziemlich steil ins Tal fährt, jedoch in der Gondelkabine stehend wurden wir sanft wie auf Wolken schwebend ins Tal getragen und die Steigung fiel kaum mehr auf. Alternativ könnte man auch mit der Zahnradbahn zum Eibsee fahren, was aber wesentlich länger dauert.
Alles in allem war das eine wahnsinnig gelungene, schöne und abwechslungsreiche Tour und die Faszination Zugspitze kann ich absolut nachvollziehen.
Daten & Fakten zur Wanderung auf die Zugspitze
Zugspitze Höhe: 2.962m
Touren auf die Zugspitze gibt es inzwischen verschiedene: Reintal, Höllental, Stopselzieher, Jubiläumsgrat
Reintaltour: 21,4km, 2300hm, Ausgangspunkt Garmisch-Partenkirchen, ca. 10-12h gesamt
In der gesamten Zugspitz Region gibt es ein großes Wandernetz, unter anderem den neuen Spitzenwanderweg, der einige Wege mit ihren Highlights verbindet.
2 Kommentare
Ja,
Die Wanderung auf die Zugspitze ist schon was besonderes. Wir kennen bisher nur die Varianten über den Stopselzieher und über das Gatterl.
Am Gipfel ist es aber echt heftig.
Viele Grüße
Flo von den Phototravellers
Hi Flo,
Ja, war wirklich etwas besonderes für mich. Aber ja, die vielen Leute am Gipfel sind echt schockierend.
Lg