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Die Region Flandern im Nordwesten von Belgien besticht durch mittelalterischen Charme und viele schöne Städte. Eine der wohl schönsten und spannendsten davon ist die Stadt Brügge, eine ehemalige Handelsmacht.
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Brügge im Überblick
Die Stadt liegt im belgischen Gebiet Flandern, ca. 16 km von der Westküste (von der Nordsee) Belgiens entfernt. Gesprochen wird flämisch, eine Abwandlung der niederländischen Sprache.
Wie komme ich nach Brügge?
Brügge ist leicht zu erreichen: Von Brüssel ist man in ca. 1 1/2 Stunden mit dem Zug dort. Auch von vielen Städten Deutschlands ist es nicht weit, Düsseldorf zum Beispiel liegt 3 1/2 Stunden Autofahrt entfernt. Züge verkehren regelmäßig von Brüssel, Gent und weiteren umliegenden Städten.
Die Geschichte von Brügge – kurz und knackig
Besiedelt war Brügge schon zur Zeit der Römer. Als eine der einflussreichsten Städte Europas galt Brügge dann im Mittelalter. Damals war die Stadt nur wenige Kilometer vom Meer entfernt und durch Kanäle mit diesem verbunden und wurde damit zur wichtigen Handelsstadt, die einflussreiche Kaufleute anzog. Zu der Zeit galt es als das Venedig des Nordens, nicht wegen der Kanäle in der Stadt, sondern weil es die nördliche Handelsmacht war. Die aufstrebende Epoche war dann Ende des 15. Jahrhunderts durch einige Zankereien mit Maximilian von Österreich und dessen extremen Einfluss vorüber, die wichtigen Handelsleute zogen weg und was blieb war eine ein bisschen in Vergessenheit geratende Stadt mit weniger reichem Bürgertum. So kam es, dass kaum neue Gebäue erbaut wurden, der mittelalterische Charme nie verflog und im 18. Jahrhundert genau deshalb von Touristen entdeckt wurde. Auch in beiden Weltkriegen blieb Brügge verschont und verlor seine geschichtsträchtigen Gebäude nicht. Bis heute besticht Brügge mit mittelalterischem Charme und viel Geschichte und ein Besuch der Hauptstadt von der Region Flandern in Belgien lohnt sich sehr.
Stadtspaziergang durch die Sehenswürdigkeiten von Brügge
Brügge ist sehr leicht zu entdecken da die Stadt nicht allzu groß ist, auch wenn sie allerhand bietet. Der historische Kern kann in einer halben Stunde gequert werden und in diesem historischem Kern findet man ein Highlight nach dem anderen. Die Stadt ist durchzogen mit Kanälen, die sich in Brügge nicht Grachten, sondern Reien nennen.
Ich möchte euch die Highlights in Brügge anhand einer Route für einen Spaziergang kurz und knackig vorstellen. Dabei habe ich versucht, die Orte einzubinden, die mir am besten gefallen haben und die, die besonderen historischen Hintergrund haben.
Ein Stadtplan, zB. von der Touristeninformation im Historium am Marktplatz oder von der Touristeninformation am Bahnhof, lohnt sich aber, denn es wird wohl nicht nur mir so gehen, dass die flämischen Straßennamen schwer zu merken sind. Das Smartphone-Navi kann man aber getrost wegstecken und den Flair der Stadt richtig auf sich wirken lassen.
Der Spaziergang durch Brügge kurz im Überblick:
Hanseviertel – Marktplatz – Belfort – Burg und Rathaus – Rozennhoedkaai – Gruuthusestraat – Sankt Jans Hospital – Beginenhof – Minnewater
Hanseviertel
Mein Spaziergang startet im historischen Hanseviertel, dem die Stadt Brügge ihren damaligen Reichtum zu verdanken hatte. Die einflussreichen Kaufleute ließen sich alle hier nieder. Nun ist es eine recht ruhige Region in Brügge, weil es schon etwas außerhalb vom trubeligen Zentrum ist, der Glanz der Häuser besteht aber immer noch.
Marktplatz von Brügge
Weiter geht es beim historischen Marktplatz von Brügge, der schon so einiges durchgemacht hat. Zur Zeit als Brügge Handelsmacht war gab es hier ein, für die Zeit, sehr beeindruckendes Gebäude, in dem der Zoll der Waren durchgeführt wurde und das direkt vom Boot, da der Kanal durch das Gebäude floss. Die Schiffe fuhren somit einmal quer durch das Gebäude. Der heute, an dieser Stelle zu findende Provinzialhof und das nebenan liegende Historium Gebäude wurden anhand des Stils vom Rathaus im 19. Jhdt. erst erbaut. Heute findet man hier viele Restaurants und im Winter einen Weihnachtsmarkt.
Belfort von Brügge (dt. Belfried)
Der 83m hohe Turm am Marktplatz prägt das Stadtbild. Im Mittelalter wurde er als ein Zeichen des Reichtums gebaut und erhöht und diente als Wachturm zB für Brände. Unterhalb befindet sich die frühere Markthalle, im Stock darüber gab es ein Lager für verschiedenste Produkte.
Die Burg und das Rathaus
Eine Seitenstraße vom Markt entfernt findet man das Rathaus, ein prunkvolles Gebäude in dem die Stadtverwaltung seit über 600 Jahren ihren Sitz hat, mit dem anschließenden ehemaligen Gerichtsgebäude (linkerhand) und der Heilig-Blut-Basilika (rechterhand). Ein Besuch im Rathaus lohnt sich, denn auf vielen bunten Malereien im prunkvollen Sitzungsraum wird die Geschichte von Brügge erzählt. Durch den kleinen Gang zwischen Rathaus und Justizgebäude (links vom Rathaus) kommt man zu den Reien und zum nächsten Stopp.
Rozenhoedkaai
Das klassische Bild, das man von Brügge hat, ist der Ausblick auf die Burg, die Kanäle und den Markt von Rozenhoedkaai. Hier lohnt es sich, zu Sonnenuntergang einen Abstecher zu machen.
Gruuthusestraat
In der Gruuthusestraat finden sich viele Highlights. Von Rozenhoedkaai kommend kommt man zuerst beim Groeningemuseum, dem Museum für Kunst (Gemälde verschiedenster Epochen von Künstlern aus Flandern) vorbei, dann passiert man das Gruuthusemuseum. Das Museum kann ich sehr empfehlen, um mehr über die Geschichte der Stadt Brügge und des reichen Kaufmannes Louis de Gruuthuse zu erfahren. Zum Abschluss findet man noch die Liebfrauenkirche. Hier lohnt es sich, kurz einen Abstecher in die Kirche und auch hinter die Kirche zu machen (zwischen dem Ticketoffice vom Gruuthemuseum und der Liebfrauenkirche geht ein kleiner Weg), dann kommt man in einen kleinen Park, wo die Bonifaciusbrücke ist, die Brücke, die man auf vielen Postkarten von Brügge sieht. Untertags wird es hier am Wochenende ziemlich voll, wer also ungestört Fotos von der Brücke machen will, dem empfehle ich den frühen Morgen (auch wenn da das Licht eher schwierig ist – verhext also ;))
Sankt Jans Hospital
(linkes Bild oben)
Biegt man von der Gruuthusestraat in die Mariastraat links ein, findet man nach wenigen Metern rechts das Sankt Jans Hospital. Dieses Gebäude bietet viel Geschichte. Laut ersten Aufzeichnungen wurden im Jahr 1188 (und ja ihr habt richtig gelesen, 1188) Pilgerer, Reisende und arme Menschen von Nonnen in diesem Gebäude versorgt. Das Hospiz diente als Übernachtungsplatz für jeden, der sich keine Unterkunft leisten konnte, genauso wie als Versorgungszentrum für Kranke und Sterbende. Das Problem war nur leider die mangelnde Hygiene und die Tatsache, dass jemand mit einer ansteckenden Krankheit unter anderem auch mit normalen Reisenden in ein Bett gesteckt wurde. Im Gebäude befindet sich auch eine Apotheke, die sehr lange in Verwendung war. Das Krankenhaus und die Apotheke können besucht werden.
Beginenhof
Weiter geht der Spaziergang durch die, im Vergleich zur Innenstadt, eher verlassenen Straßen bis zum Beginenhof. Der ehemalige Wohnbereich der Beginen dient heute für Schwestern des Benidiktinerinnenordens. Beginen waren unverheiratete Frauen, die sehr religiös gemeinsam lebten. Der Beginenhof zeigt eine ganz andere Seite von Brügge, die weißen Häuser wirken schon anders und im Hof herrscht Stille, im Gegensatz zum Trubel in der Stadt.
Minnewater
Der Park beim See Minnewater liegt gleich neben dem Beginenhof und bietet sich als schöner Ausklang vom Spaziergang quer durch Brügge an.
Die beste Aussicht auf Brügge – Brügge von oben
Wer meinem Blog folgt, der weiß, dass ich immer irgendwo hoch hinaus muss. Egal ob am Berg, oder in der Stadt. So habe ich mir auch die besten Aussichtsplattformen in Brügge angesehen.
Belfort
Logisch, dass man die beste Aussicht auf eine Stadt vom höchsten Turm der Stadt hat. Die Aussicht muss aber verdient sein: Erst muss man etwas Geduld mitbringen, da am Turm aus Sicherheitsgründe immer nur ein paar Leute erlaubt sind, das heißt, bei starkem Andrang kann es hier durchaus zu längeren Wartezeiten kommen. Dann muss man 366, teilweise sehr schmale Stufen überwinden. Und danach sollte man sich nicht erschrecken, wenn plötzlich die berühmten flanderschen Glockenspiele der 47 Glocken im Turm direkt hinter einem ertönen (glaubt mir, ich spreche von Erfahrung – schaut auf die Uhr, ob es bald so weit sein könnte, dann schreckt man sich vielleicht weniger, wenn der erste Glockenschlag ertönt). Eintritt für den Turm ist 12 Euro für Erwachsene
Historium Turm
Unweit vom Belfort entfernt liegt das Historium Gebäude, wo man die Geschichte von Brügge über Rittergeschichten kennenlernen kann – und dessen Turm man ebenfalls besuchen. Hier muss man “nur” 145 Stufen hinter sich bringen und belohnt wird man mit einer fantastische Aussicht sowohl auf den vor den Füßen liegenden Markt, als auch auf die Stadt und den Belfort. Eintritt ist hier günstiger als beim Belfort mit 7 Euro
Historium Terrasse
Beim Historium findet man nicht nur den Turm, sondern auch eine kleine Viewing Plattform im 2. Stock die frei zugänglich ist. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick auf den Markt und den Belfort, allerdings keine Rundumsicht.
Reisetipps für Brügge
Wie viel Zeit einplanen für Brügge? Brügge ist zwar flächenmäßig nicht groß, bietet aber sehr viel, weshalb es sich lohnt, mindestens 1 1/2 Tage einzuplanen um alles zu sehen.
Die Brugge Musea Card. Wer mehrere der Museen und Sehenswürdigkeiten besuchen will, für den lohnt sich die “Brugge Musea Card”. Hier sind für 28 Euro alle Museen 3 Tage lang inkludiert. Sehr empfehlen würde ich das Gruuthemuseum (Geschichte Brügge), für Kunstliebhaber das Groeningemuseum, das Museum über das Sankt Jans Hospital, das Schokomuseum (hier lernt man wirklich viel über Schokolade, sehr interessant!). Es ist aber noch so viel mehr inkludiert, wie zB auch der Eintritt für den Belfort, ebenso wie der Eintritt zum Historium + Turm und der Eintritt zur Liebfrauenkirche. Üblicherweise bin ich kein großer Fan von diesen Mehrfach-Tickets, aber in Brügge lohnt es sich richtig, wenn man genug Zeit hat, ein paar der Museen zu besuchen. Aja, ein Bier-Museum gibt es auch 😉
Geführte Touren in Brügge. Ein Guide lohnt sich sehr, um die Geschichte der Stadt etwas zu verstehen. Im Historium werden geführte Touren angeboten und man kann auch Plätze entdecken, die man sonst nicht sehen würde.
Übernachten in Brügge. Zentral und zum fairen Preis übernachten kann man im Martin’s Brugge , direkt neben dem Belfort gelegen.
Wie kommt man vom Bahnhof in die Stadt? Der Bahnhof liegt ca. 2km von der Innenstadt entfernt und wer mit Gepäck anreist, wird wohl eher den Bus in die Stadt nehmen wollen. Die Innenstadt ist nämlich wenig Highheelsfreundlich – dH. Kopfsteinpflaster, auf dem es auch mit Koffer etwas mühsam ist längere Strecken hinter sich zu bringen. Einzelfahrt kostet 3 Euro, 14 Euro zahlt man für 3 Tage (mit dem Ticket kann man auch die Busse in Antwerpen oder Gent nutzen).
Rund um Brügge. Auch etwas außerhalb vom Zentrum gibt es noch vieles zu entdecken, wie zB die Mühlen von Brügge, den Hafen in Seebrügge oder viele andere kleine und größere Städte in Flandern. Die Nähere Umgebung lässt sich auch wunderbar mit dem Rad erkunden.
Restaurant-Tipps für Brügge
Kulinarisch kann man sich in Brügge verlieben. Neben den allbekannten belgischen Waffeln, der berühmten Schokolade und Bier gibt es allerhand Restaurants, vom Hippie-In-Laden über traditionelle Gasthäuser bis zu nobleren Restaurants, man findet wirklich alles. Sehr gefallen hat mir, dass es viele kleine Lokale gibt, die etwas hippen, jugendlichen Flair ausstrahlen und gesunde Küche am Puls der Zeit anbieten.
Blackbird
Das kleine, süße Kaffee liegt nicht nur perfekt am Platz mit der Statue von Jan van Eyckplein, sondern bietet gesunde, kreative Kreationen im stylischen Lokal zum fairen Preis. Vorreservierung ist empfehlenswert, als ich mittags dort war, war das Cafe/Restaurant komplett voll.
Le Pain Quotidien
Ein weiteres Restaurant, das hippe und leckere Speisen zum fairen Preis anbietet. Auch hier steppt der Bär, aber einen Tisch bekommt man auch zur Rush Hour mittags, wenn man ein bisschen Geduld mitbringt und ein paar Minuten wartet. Hier habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Gericht mit Seetang gegessen (Avocado, Lachs, Rote Beete, Seetang und Salat). Das Restaurant liegt mitten am Simon Stevin Plein, also komplett zentral.
De Republiek
Etwas rustikaler aber immer noch modern und kreativ geht es im De Republiek zu. Das Lokal bietet ausgelassene Stimmung und leckere Speisen. Ich fand das Restaurant perfekt für einen gemütlichen Tagesausklang.
Goesepitte 43
Wer eher etwas nobleres und ruhigeres (vielleicht auch für einen speziellen Anlass) sucht, wo viele traditionelle belgische und französische Gerichte auf der Speisekarte stehen, für den lohnt sich ein Besuch im Restaurant Goesespitte 43 in einer super süßen Seitengasse. Auch wenn ich feststellen musste, dass die (zum ersten Mal verkosteten) klassisch französischen Schnecken wohl nie mein Leibgericht werden, war das Essen ausgezeichnet und das Restaurant etwas besonderes.
Fototipps für Brügge
Eine Stadt fotografieren, das ist für mich immer ein kleiner Zwiespalt. Einerseits bietet sich so viel an, andererseits ist das Licht in einer Stadt immer etwas schwierig. Auch in Brügge ging es mir so, dass die Stadt so unglaublich viele geniale (historische) Gebäude bietet, aber das Licht machte mir das Leben schwer. Insbesondere im Winter ist es relativ schwierig, da zur schönsten (Licht-) Tageszeit wie Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang die Sonne so flach hinter den Häusern aufgeht, dass es schwierig ist, hier ordentliches Licht zu finden. Ein paar Fototipps habe ich aber:
- Der Ausblick vom Historium im 2. Stock (frei zugänglich) bietet schöne Fotooptionen, vor allem zur Weihnachtszeit, wo der Marktplatz so schön beleuchtet ist.
- Sonnenuntergang kann man sowohl vom Belfort, als auch vom Historium Turm beobachten, meiner Meinung nach bietet sich das Historium besser an, da man von hier dann den Belfort auch noch im Bild hat.
- Rozenhoedkaai lohnt sich sowohl für Sonnenuntergang, Sonnenaufgang und am meisten zur blauen Stunde, wenn die ersten Lichter in der Stadt angehen.
- Unbedingt einen ND-Filter mitnehmen, um das Wasser des Kanals beim Rozenhoedkaai durch Langzeitbelichtung glätten zu können.
- Die Brücke hinter dem Gruuthehaus bietet sich als tolle Fotooption, allerdings ist es hier mit dem Licht etwa schwierig im Winter. Generell würde ich die Brücke Fotografen kurz nach Sonnenaufgang empfehlen, untertags sind hier schlicht zu viele Leute.
- Die blaue Stunde, wenn die ersten Lichter angehen, aber der Himmel immer noch nicht komplett schwarz ist, bietet wunderbare Fotooptionen.
- Einige der schönsten, buntesten Häuser findet man am Marktplatz, aber auch gegenüber vom Hotel ‘t Voermanshuys sind ein paar süße Häuser nebeneinander – die Straße dort ist auch nicht so extrem frequentiert. Ca. 1 Stunde nach Sonnenaufgang bekommen die Häuser hier einen schönen Glow.
Und jetzt noch ein paar Eindrücke von Brügge.
Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Tourismus Brügge. Und da ich wirklich extrem begeistert war von der historischen Stadt und den vielen Angeboten wurde der Beitrag ein bisschen länger. Falls euch der Beitrag bei der Reiseplanung geholfen hat, freue ich mich immer über einen Kommentar 🙂
2 Kommentare
vielleicht fahren wir dieses Jahr das erste Mal nach Belgien, danke für die Tipps
Hi Bettina,
Das freut mich – sehr gerne 🙂