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Der Torres del Paine Nationalpark in Patagonien in Chile hat mir wahrhaft den Atem geraubt. Die Farben in der Region sind so intensiv, das blau der Seen oder das grün der Wiesen, alles davon ist wunderschön. Berühmt ist der Nationalpark für die Torres, die Felstürme und die Cuernos, was übersetzt Hörner bedeutet.
Der W Trek
Wer eine Reise in den Torres del Paine Nationalpark plant, der wird sehr schnell über den W Trek stolpern, denn dieser wird als DAS Highlight Patagoniens beschrieben. Der W Trek ist eine Mehrtages-Trekkingtour, die auf der Karte gesehen ein W ergibt (deshalb W Trek). Dabei legt man knapp 100km und einige Höhenmeter in 4 oder 5 Tagen zurück und übernachtet am Weg entweder im Zelt oder in einem der Refugios (Berghütte / Hostel).
Auch ich hatte überlegt, den W Trek zu gehen, weil es eben groß als das Must-Do im Torres del Paine beschrieben wird, habe mich aber aus mehreren Gründen dagegen entschieden – und im Nachhinein gesehen bin ich unheimlich froh darüber. Ich bin mir sicher, dass der W Trek schön ist, aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich ein Must Do ist, um den Park zu erkunden, für mich war es das im Nachhinein gesehen auf jeden Fall nicht, aber Geschmäcker sind unterschiedlich. Ich kann natürlich den Trek nicht beurteilen, weil ich nicht dort war, aber ich kann nur sagen, dass ich nicht das Gefühl habe, mir wäre etwas entgangen.
Torres del Paine Nationalpark ohne W Trek
In diesem Blogpost möchte ich euch nun zeigen, dass ihr auf keinen Fall den W Trek machen müsst, um einen wunderschönen Nationalpark zu erkunden, im Gegenteil, insbesondere wenn ihr wenig Zeit habt, würde ich sogar eher abraten davon, außer ihr seid absolute Trekking-Fans.
Im Park gibt es viele tolle Aussichtspunkte und kurze Wanderungen, die ich euch vorstellen möchte:
Laguna Amarga
Laguna Amarga liegt im Norden vom Park und ist ein wunderschöner See, an dem man einen tollen Ausblick auf die Gebirgszüge bekommt. Achtung: Hier bläst ordentlich der Wind. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann direkt beim See stehen bleiben und auf den kleinen „Strand gehen“, hier fliegen einem aber die Sandkörner um die Ohren. Wer mit dem einem Busunternehmen unterwegs ist, wird hier bei einem Aussichtspunkt einen Fotostopp einlegen.
Laguna Azul & Wasserfall Paine
Laguna Azul liegt ein bisschen abgeschieden von den normalen Parkstraßen und hier kommt man mit dem Reisebus nicht hin. Nur wenige Touristen besuchen diese schöne 20km lange Strecke bis zur Laguna, denn die Busse fahren hier meist nicht. Bei der Laguna Azul ist auch der Weg das Ziel, denn am Weg findet man den (für mich) schönsten Wasserfall im Torres del Paine Nationalpark (Cascada Paine), viele Guanacos und ständig eine traumhafte Aussicht auf die Torres. Die Laguna selbst ist schön, allerdings hat mich hier die Laguna Amarga noch mehr beeindruckt.
Mirador base de las Torres
Diese Wanderung ist für viele ein Must-Do und ich will ehrlich sein, ich würde sie auf jeden Fall auf die Liste setzen. Der Weg ist auch Teil des W Treks, kann aber auch begangen werden, ohne das W zu gehen. 20km hin und retour führt der Weg zur Laguna unterhalb der Torres, man steht also dann direkt vor den Torres. Höhenmeter muss man dabei einige hinter sich bringen, Wanderfreunde kommen dabei auf ihre Kosten, alle die nicht so gerne wandern an ihre Grenzen. Mit 8h ist die Tour offiziell ausgeschildert, ich war in ca. 3 Stunden oben und insgesamt mit einer langen Pause bei den Torres knapp unter 7h unterwegs, ich bin aber eine recht flotte Wanderin.
Im Winter ist der See gefroren, im Sommer ist der See richtig türkis. Wer den Sonnenaufgang hier sehen will, muss im Camping Chileno übernachten, da der Zutritt in der Nacht nicht erlaubt (und auch nicht empfohlen) ist. In der Gegend leben Pumas und auch wenn sie üblicherweise keine Menschen angreifen, kann man sich nicht sicher sein und wegen einiger Unfälle und Todesfälle in der Nacht, ist der Aufstieg nicht mehr erlaubt. Ich hatte das im Vorhinein belächelt, aber nachdem ich von einem befreundeten Reisenden erfuhr, dass er in der Nacht einen Puma antraf und er Todesangst hatte, denke ich ein bisschen anders darüber.
Wer den Torres Trek machen will, muss bis zu einer bestimmten Zeit einsteigen, sonst wird einem die Wanderung verwehrt. Die aktuell gültige Zeit (hängt davon ab, ab wann es dunkel wird) könnt ihr bei der Parkinformation erfragen.
Tipp: Am Weg findet ihr immer wieder Bäche und Flüsse, wo ihr das Wasser auffüllen könnt, es reicht also wenn man einen halben Liter bis maximal 1 Liter mit nimmt.
Mirador Cuernos
Dies ist eine kurze, ca. eine Stunde dauernde Wanderung ohne nennenswerte Höhenmeter am Weg, aber mit einer fantastischen Aussicht auf die Cuernos. Der Weg hier ist wunderschön, man startet bei einem kleinen, aber sehr schönen Wasserfall und geht bei vielen kleinen Lagunen vorbei. Auf der Wanderung muss man mit starkem Wind und Windböen rechnen.
Mirador Hotel Pehoe
Dieser Aussichtspunkt direkt neben der Straße ist einer der berühmtesten aus dem Nationalpark, wo man auf kleine Insel sieht, auf dem das Hotel Pehoe steht. Verbunden ist die Insel mit dem Festland mit einer roten Brücke. Ein kurzer Stopp hier ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Mirador Condor
Diese Wanderung habe ich mir wegen dem an diesem Tag schlechten Wetter gespart, aber ich bekam viele Empfehlungen dafür. Ca. eine bis 1 1/2 Stunden dauert die Wanderung zu dem Aussichtspunkt oberhalb des Lago Pehoe und man bekommt einen neuen Einblick auf den See. Zudem hat man hier die Chance, die beeindruckenden Andenkondor anzutreffen.
Lago Grey
Lago Grey mit dem Grey Gletscher ist wirklich wunderschön. Den Gletscher kann man vom Aussichtspunkt am See nur sehr klein sehen, wer näher hin will, muss entweder über den W Trek hin wandern, oder mit dem Boot den See überqueren. Die Bootstour schlägt allerdings mit einem ordentlichen Preis von mindestens 100 Euro zu Buche, weshalb ich sie mir gespart habe, da ich ohnehin schon den Perito Moreno Gletscher in El Calafate in Argentinien gesehen habe. Dennoch lohnt sich ein Ausflug zum Lago Grey auf jeden Fall, denn man kann Eisschollen im See treiben sehen und der schwarze Strand ist wirklich schön.
Flora & Fauna Trail
Zusätzlich zu all diesen tollen Aussichtspunkten gibt es noch den Flora & Fauna Trail, für den man allerdings mit einem Guide unterwegs sein muss. Hier hat man vielleicht die Chance einen Puma oder Kondor zu sichten, wobei gesagt wird, dass die Chance gering ist, generell im Park welche zu sehen. Ich bin zu Sonnenaufgang im Park gefahren und hatte dort das Glück, vom Auto aus 2 Pumas auf einem Hang laufen zu sehen. Da die Tiere am Morgen und Abend am meisten aktiv sind, ist hier die Wahrscheinlichkeit höher.
Wandern am W-Trek oder O-Circuit im Torres del Paine Nationalpark
Wie ihr seht, bietet der Nationalpark viele schöne Plätze. Wen der W Trek oder eine andere Mehrtagestour wie zB. der etwas längere O-Circuit unter den Nägeln juckt, dem rate ich, mit der Planung sehr bald zu beginnen, denn im Nationalpark gibt es nur sehr wenige Camps, die immer monatelang im Vorhinein ausgebucht sind. Man kann dabei auf eigene Faust losziehen, was viel und genaue Planung im Vorhinein voraussetzt, oder den Trek mit einer geführten Tour und Wanderguide erkunden. Eine Empfehlung meinerseits ist dabei der Veranstalter MOSER Active in Puerto Natales, die Agentur wird von einem Österreicher mit viel Hingabe seit fast 20 Jahren in Patagonien betrieben. Ich hatte mit Christian einen netten Plausch über seine Wahlheimat und da es unter den vielen Veranstaltern in Patagonien schwierig ist, kompetent beraten zu werden, meine Empfehlung (*Empfehlung / Werbung). Ps: Um die frühe Buchung kommt man leider auch mit Wanderguide nicht herum, einen Campingplatz zu bekommen ist wirklich mühsam, insbesondere in der Hauptsaison. PPS: Warum heißt der W-Trek W-Trek? Ganz einfach, weil der Weg auf der Landkarte gesehen wie ein W aussieht… Das gleiche gilt übrigens auch für den O-Circuit.
Wie plane ich einen Aufenthalt im Torres del Paine Nationalpark?
Der Torres del Paine Nationalpark liegt 1 1/2 – 2 Stunden Autofahrt oberhalb vom Ort Puerto Natales (beides in Chile). Von dort kann man mit dem öffentlichen Bus, organisierten Tagesausflügen, oder mit dem Auto anreisen. Die Straßen im Nationalpark sind Schotterpisten und teilweise relativ kurvig, nach Regenfällen rutschig, also wenn man mit dem Auto anreist, sollte einem das bewusst sein. Ein Auto mieten kann man übrigens auch in Puerto Natales (oder auch in Punta Arenas oder in Argentinien in El Calafate). Den ersten Tag habe ich die Straßen verflucht und dachte, das hört irgendwann hoffentlich auf, aber nach ein paar Stunden habe ich mich an den unebenen Untergrund gewöhnt. Wer vorher nicht weiß, wie man einen Reifen wechselt, der sollte sich das noch ansehen, bei den Schotterpisten ist dann doch die Wahrscheinlichkeit nicht ganz so gering, dass vielleicht irgendwann einmal der Reifen kaputt wird.
Viele Reisetipps zu Patagonien generell gibt es hier
Von Argentinien in den Torres del Paine Nationalpark
Wer vorher in Argentinien ist, kommt mit dem Bus nicht direkt in den Nationalpark. Dazu muss man zuerst von El Calafate nach Puerto Natales und von dort in den Nationalpark. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann von Argentinien die Grenze überqueren und dann über das nördliche Ende in den Nationalpark fahren.
Übernachten beim Torres del Paine Nationalpark
Übernachten kann man entweder in Puerto Natales und dann immer einen Tagesausflug in den Nationalpark machen, direkt im Nationalpark im Zelt, im Refugio (Berghütte / Hostel) oder im Hotel. Die Unterkünfte im Nationalpark sind teuer, im Refugio kostet die Nacht 90USD aufwärts, auch beim Campingplatz kann man teilweise mit 20 USD pro Person rechnen. Alternativ kann man auch noch in Rio Serrano, einem sehr kleinen Ort am südlichen Ende des Nationalparks, übernachten. Rio Serrano liegt ca. 5 Autominuten vom südlichen Eingang des Parks entfernt, dH vom Torres del Paine Trek zB ca. 1 Stunde Fahrzeit quer durch den Nationalpark, von dem Cuernos Trek ca. 20 Minuten. Ich habe dort in der Konkashken Lodge (* Affiliate) übernachtet, die ich empfehlen kann. Der Besitzer ist sehr nett, es gibt Warmwasser und ein kuschliges Bett, geheizt wird mit Holzofen, die Küche hat alles was das Herz begehrt, man kann sich jederzeit einen Tee nehmen und die Unterkunft ist preislich okay. Immer noch teuer, aber dann doch im Rahmen.
Mein Fazit zum Torres del Paine Nationalpark
Ehrlich, nicht umsonst wird der Torres del Paine Nationalpark als eines der Highlights Patagoniens beschrieben. Die Natur ist einfach gewaltig. Mit schlechtem Wetter muss man leider rechnen, daher dick einpacken und Wechselkleidung mitnehmen!
Tolle Reisetipps für den Torres del Paine Nationalpark und viel weiteres in Patagonien findet ihr übrigens auch bei imprintmytravel oder travelita